Steilmann SE ist zahlungsunfähig
Nach der Insolvenzanmeldung von German Pellets, dem Wismarer Holzverarbeiter, vom 29. Februar 2016, also nicht einmal ein Monat später der nächste Schock für Anleger. Steilmann SE hat drei Anleihen emittiert, ist erst vor knapp fünf Monaten an die Börse gegangen und ist jetzt zahlungsunfähig.
Die Unternehmensmitteilung vor dem Börsengang am 12. Oktober 2015 lautete dahingehend, dass 17 Mio. neu auszugebende und auf den Inhaber lautende Stammaktien angeboten werden und 2.55 Mio. Aktien im Zuge einer möglichen Mehrzuteilung. Das Unternehmen hatte die Preisspanne auf 3,50 Euro bis 5 Euro pro Aktie festgelegt. Doch es kam anders. Steilmann hatte den Börsengang um eine Woche verschieben und sich mit einem stark geschrumpften Emissionsvolumen von weniger als 9 Mio. Euro zufrieden geben müssen. Daraufhin reagierten die Aktionäre panisch und ließen den Kurs der Steilmann-Aktie einbrechen. Eine Aktie kostete am Abend des Börsengangs nur noch rund 31 Cent.
Modebranche in der Krise
Neben der Krise der Unternehmen, die sich mit alternativen Energien beschäftigen, ist auch die Modebranche stark unter Druck. Mit der Ausfallquote und dem Vertrauensverlust von Kapitalanlegern sinkt auch die Möglichkeit mittelständischer Unternehmen, sich auf dem Kapitalmarkt zu refinanzieren. Es tut sich damit ein gesamtwirtschaftliches Problem auf. Im Zeitraum der Jahre von 2010 bis 2015 wurden Unternehmensanleihen emittiert mit einem Volumen von üblicherweise 15 bis 150 Mio. Euro. Im Jahr 2012 belief sich das Emissionsvolumen deutscher Mittelstandsanleihen auf eine Summe von rd. 1.243 Mio. Euro. 2015 waren es noch 737 Mio. Euro. Würde die Anleihe für Anleger unattraktiv werden wegen der hohen Verluste, dann bekämen mittelständische Unternehmen ein Problem der Kapitalbeschaffung.
Interessant für die Anleger ist die Höhe der Verluste und ob eine Brückenfinanzierung klappt
Die spannende Frage für die Steilmann-Anleger bezieht sich jetzt hauptsächlich auf die Höhe der Verluste und ob eine Brückenfinanzierung klapp. Die vergebenen Anleihen der Steilmann SE genießen zwar einen höheren Insolvenzrang als das Aktienkapital, allerdings sind sie im Fall Steilmann nicht speziell besichert. Werthaltig ist besonders ein 53 %-iger Anteil Steilmanns an den Adler-Modemärkten. Die Kette gilt als stabil. Trotzdem hat die Aktie der Adler-Modemärkte an der Stuttgarter Börse mehr als 5 % verloren. Der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Kebekus versucht derzeit vorrangig, die operativen Geschäfte der Gruppengesellschaften zu stabilisieren und einen Investor zu finden.
Anleger sollten Ihre Ansprüche auf Schadensersatz prüfen lassen
Rechtsanwältin Bergdolt findet jedoch, dass der kurze Zeitraum zwischen Börsengang und Insolvenzanmeldung ein „Gschmäckle“ hat. Die Kapitalmarktexpertin erklärte daher: „Wir prüfen, ob strafrechtliche Vorwürfe und Schadensersatzansprüche der Aktionäre im Raume stehen.“
Die Ansprüche müssen allerdings erst mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens angemeldet werden. Die Anleger haben jetzt also erst einmal eine Verschnaufpause, um den Schock zu verdauen und sich eventuell Hilfe zu holen.
Bereits jetzt sollte allerdings ein gemeinsamer Vertreter bestimmt werden, der die Interessen von Gläubigern im vorläufigen Insolvenzverfahren vertritt.