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Bankrecht und Kapitalanlagenrecht | 19.05.2016

Insolvenz

Anwältin zu Mittel­stands­anleihen: Steiler Absturz auch bei Steilmann

Statt „Mode für Millionen“ jetzt Millionen­pleite für die Anleger

„Mode für Millionen“ – so lautete über Jahrzehnte der Slogan des Bekleidungs­produzenten Steilmann SE. Hier offenbart sich die neue Millionen­pleite der Anleger. Steilmann SE hat am 24. März 2016 Insolvenz­antrag gestellt. Inzwischen haben auch eine Reihe von Gruppen­unternehmen Insolvenz angemeldet.

Steilmann SE ist zahlungsunfähig

Nach der Insolvenz­anmeldung von German Pellets, dem Wismarer Holz­verarbeiter, vom 29. Februar 2016, also nicht einmal ein Monat später der nächste Schock für Anleger. Steilmann SE hat drei Anleihen emittiert, ist erst vor knapp fünf Monaten an die Börse gegangen und ist jetzt zahlungs­unfähig.

Die Unternehmens­mitteilung vor dem Börsengang am 12. Oktober 2015 lautete dahingehend, dass 17 Mio. neu auszugebende und auf den Inhaber lautende Stammaktien angeboten werden und 2.55 Mio. Aktien im Zuge einer möglichen Mehr­zuteilung. Das Unternehmen hatte die Preisspanne auf 3,50 Euro bis 5 Euro pro Aktie festgelegt. Doch es kam anders. Steilmann hatte den Börsengang um eine Woche verschieben und sich mit einem stark geschrumpften Emissions­volumen von weniger als 9 Mio. Euro zufrieden geben müssen. Daraufhin reagierten die Aktionäre panisch und ließen den Kurs der Steilmann-Aktie einbrechen. Eine Aktie kostete am Abend des Börsen­gangs nur noch rund 31 Cent.

Modebranche in der Krise

Neben der Krise der Unternehmen, die sich mit alternativen Energien beschäftigen, ist auch die Modebranche stark unter Druck. Mit der Ausfall­quote und dem Vertrauens­verlust von Kapital­anlegern sinkt auch die Möglichkeit mittel­ständischer Unternehmen, sich auf dem Kapital­markt zu refinanzieren. Es tut sich damit ein gesamt­wirtschaftliches Problem auf. Im Zeitraum der Jahre von 2010 bis 2015 wurden Unter­nehmens­anleihen emittiert mit einem Volumen von üblicherweise 15 bis 150 Mio. Euro. Im Jahr 2012 belief sich das Emissions­volumen deutscher Mittel­stands­anleihen auf eine Summe von rd. 1.243 Mio. Euro. 2015 waren es noch 737 Mio. Euro. Würde die Anleihe für Anleger unattraktiv werden wegen der hohen Verluste, dann bekämen mittel­ständische Unternehmen ein Problem der Kapital­beschaffung.

Interessant für die Anleger ist die Höhe der Verluste und ob eine Brückenfinanzierung klappt

Die spannende Frage für die Steilmann-Anleger bezieht sich jetzt hauptsächlich auf die Höhe der Verluste und ob eine Brücken­finanzierung klapp. Die vergebenen Anleihen der Steilmann SE genießen zwar einen höheren Insolvenz­rang als das Aktien­kapital, allerdings sind sie im Fall Steilmann nicht speziell besichert. Werthaltig ist besonders ein 53 %-iger Anteil Steilmanns an den Adler-Mode­märkten. Die Kette gilt als stabil. Trotzdem hat die Aktie der Adler-Modemärkte an der Stuttgarter Börse mehr als 5 % verloren. Der vorläufige Insolvenz­verwalter Frank Kebekus versucht derzeit vorrangig, die operativen Geschäfte der Gruppen­gesellschaften zu stabilisieren und einen Investor zu finden.

Anleger sollten Ihre Ansprüche auf Schadensersatz prüfen lassen

Rechtsanwältin Bergdolt findet jedoch, dass der kurze Zeitraum zwischen Börsengang und Insolvenz­anmeldung ein „Gschmäckle“ hat. Die Kapital­markt­expertin erklärte daher: „Wir prüfen, ob straf­rechtliche Vorwürfe und Schadens­ersatz­ansprüche der Aktionäre im Raume stehen.“

Die Ansprüche müssen allerdings erst mit Eröffnung des Insolvenz­verfahrens angemeldet werden. Die Anleger haben jetzt also erst einmal eine Verschnauf­pause, um den Schock zu verdauen und sich eventuell Hilfe zu holen.

Bereits jetzt sollte allerdings ein gemeinsamer Vertreter bestimmt werden, der die Interessen von Gläubigern im vorläufigen Insolvenz­verfahren vertritt.

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